Marion, meine Lebens- und Reisepartnerin, wollte unbedingt die Tempel in Kambodscha sehen. Ich war reisewillig und einverstanden, ohne mich vorab ausreichend schlau zu machen. Um so mehr staunte ich vor Ort, wie viele Touristen täglich die gleiche Idee haben und ihr Traumziel Angkor Wat aufsuchen.
Wie der einst im Dschungel versteckte Tempel Angkor touristisch erobert wurde.
Wir standen nach einer Nacht voller Erwartungen auf, als es noch dunkel war, um möglichst vor den anderen Besuchern den ersten Tempel zu erreichen. Die Stille vor dem Eingang von Angkor Wat und der Sonnenaufgang über dem nahe gelegenen See mitten im Urwald hatten etwas Mystisches. Am frühen Morgen schien dort die Zeit still zu stehen. Wir waren richtig glücklich, mit sehr wenigen anderen an diesem Morgen als erste die Tempelanlage zu betreten. So erlebten wir die Exklusivität der Eindrücke, ganz so, wie es die Fotos aus Reiseführern und Medien sugerierten und zum Besuch der Tempelanlage einluden.
Auch alle nach und nach dazu kommenden Besucher schienen still zu staunen und den Morgen zwischen den Mauern und Steinen aufzusaugen. Wir waren erstaunt, dass wir alles, die Verziehrungen, die Wandreliefs und die behauenen Steinblöcke von Angkor Wat berühren und betasten konnten.
Sehr beeindruckend waren auch die alles umschlingenden Bäume und Luftwurzeln, deren unendliche Langsamkeit die dicken Mauern sprengten und überwucherten. Noch heute, lange nach der Reise, weckt das Betrachten der Bilder einzigartige Erinnerungen und den Wunsch, diese Reise nach Angkor Wat zu wiederholen.
Wie stellst Du Dir das vor, eine historisch bedeutende Tempelruine im Urwald?
Einsam und außer Dir selbst weit und breit kaum eine andere Menschenseele?
Oder bist Du darauf vorbereitet, der gegenwärtigen Realität ins Auge zu schauen?
Google bietet uns viele Reise-Websites an, die den Reise-Hype um Angkor Wat befeuern.
Die Währung für den Zugang der Tempelanlagen ist der US Dollar, US$ 37,- pro Tag.
Angkor erstreckt sich über 200 Quadratkilometer und zählt über 900 Tempelbauten, bis 1907 gehörte das Gebiet zu Thailand, bis 1990 war die Region Kriegsschauplatz.
Die Tempelanlagen von Angkor haben immer noch eine magische Anziehungskraft, doch die Magie dieses einzigartigen Ortes ist im Gedränge der Touristenströme aus aller Welt seit 2001 wohl erst einmal für lange Zeit verloren.
Die Ursache dafür könnte die Klosteranlage Ta Prohm sein.
Seit der Wiederentdeckung vor 150 Jahren wurde die Anlage Angkor Wat als einzige so belassen, wie sie damals vorgefunden wurde. Dies sollte der Nachwelt einen visuellen Eindruck von Ursprung und Zeit ermöglichen.
Ihre Mauern sind von Würgefeigen und Kapokbaumwurzeln umschlungen. Bekannt wurde Ta Prohm als Schauplatz für das Video-Game und den Kinofilm Tomb Raider. In der Hauptrolle die fiktive Figur Lara Croft, gespielt von Angelina Jolie.
2001 kam der Film in die Kinos. Der Inhalt: Schatzsuche im Tempel Ta Prom. Die Szenen wurden auch am Originalschauplatz gedreht.
Seitdem ist es (fast) vorbei mit der Ruhe an diesem Ort und überhaupt im ganzen Angkor-Gebiet.
Ta Prohm ist nur bedingt noch immer eine verwunschene Stätte im Dschungel,
ganz besonders morgens um 9 Uhr , wenn der Einlaß frei gegeben wird
und man vom Osteingang in Richtung Westen die Anlage eiligst erwandert.
Reisende Portugiesen und Spanier berichteten sogar schon im 16. Jahrhundert über Angkor. Ta Prohm wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von französischen Archäologen wieder begehbar gemacht – vom Baumbewuchs abgesehen.
Es handelt sich um einen einzigartigen Kloster-Tempel, dessen Nutzung einst von circa 18 Priestern und 2.700 Mönchen bestimmt wurde,
für die über 10.000 Bedienstete schuften mussten. Wenn man zügigen Schrittes vordringt, erreicht man das magische Innere
noch bevor die anderen Besucher von Westen kommend die Anlage fluten.
Doch schnell ist es mit der Einsamkeit ( November- Februar ) vorbei und es beginnt in Angkor Wat ein Spießrutenlauf zwischen Touristen mit gezückten iPhones und Camcordern.
Richtig schöner Artikel – da müssen wir unbedingt auch noch hin!
Eure Hochzeitsfotografen,
VIK & BASTI